FRAGEBOGEN FÜR STOTTERNDE KINDER

Die Arbeit mit stotternden Kindern – insbesondere im Vorschulalter – zeigt die Grenzen vorhandener Diagnostikinstrumente auf.
Genau wie bei Erwachsenen manifestiert sich die Diagnose „Stottern“ nicht nur an der beobachtbaren Symptomatik, sondern betrifft
die Ebene von Einstellungen und Gefühlen, Alltagskommunikation und Lebensqualität. Denn entscheidend für den Erfolg einer
Therapie ist nicht nur die Reduktion der Stottersymptomatik, sondern auch, welche sprechbezogenen Einstellungen und Gefühle ein
stotterndes Kind hat und wie sich die Redeflussstörung auf den kindlichen Alltag und die empfundene Lebensqualität auswirkt.

Für stotternde Erwachsene, Jugendliche und Schulkinder liegen mittlerweile Instrumente vor (zumindest im angloamerikanischen
Raum), welche Stottern mehrdimensional aus der Sicht eines Betroffenen abbilden. Für stotternde Kinder hingegen existiert bislang
kein solches Instrument. Dies erschwert es zum Einen, Therapieerfolge nachzuweisen, die hinsichtlich der Einstellung zum Sprechen,
der Kommunikation in alltäglichen Situationen und der empfundenen Lebensqualität erzielt wurden. Zum Anderen manifestiert sich
durch den Mangel geeigneter Instrumente das durch aktuelle Forschung widerlegte Vorurteil, stotternde Kinder seien nicht direkt zu
befragen bzw. nehmen ihr Stottern nicht wahr.

Es geht also darum, einen Weg zu finden, stotternde Kinder auf kindgerechte Art und Weise direkt zum Erleben ihres Stotterns zu
befragen und diese Erkenntnisse sowohl für die Diagnostik als auch für den therapeutischen Prozess zu nutzen.
Angeregt durch verschiedene  Fragebögen für Schulkinder und Jugendliche (z. B.  OASES-S bzw. -T von Yaruss et al. (2006) und basierend auf der ICF-Klassifikation (WHO, 2005) konzipierte ich  einen Fragebogen für Kinder im Vorschulalter: KESKinder erleben ihr Stottern.

In meiner Diplomarbeit, die von Prof. Klaus Willmes, Dr. Patricia Sandrieser und Peter Schneider betreut wurde, konnte der Fragebogen
zum Einsatz gebracht werden und erwies sich als geeignetes Instrument, um Stottern im Vorschulalter mehrdimensional zu erfassen.
Mit dem Ziel, das Instrument für die therapeutische Praxis und auch die dringend notwendige weitere Forschung zur Verfügung zu
stellen, wird der Fragebogen derzeit weiter überarbeitet und validiert. Die in dem Zusammenhang stattfindende Studie wird von
Prof. Willmes an der RWTH Aachen betreut.

Über den Verlauf der Studie wird in regelmäßigen Abständen auf dieser Seite berichtet.

März 2013: Die Probandensuche hat begonnen! Ich suche Kolleginnen und Kollegen, die stotternde Kinder im Alter von 4;0-7;11 Jahren behandeln und Interesse haben, an der Studie teilzunehmen. Genauere Informationen schicke ich gern auf Anfrage per E-Mail zu.

Literatur:

Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (Hrsg.). 2005. ICF- Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit.World Health Organisation, Genf

Yaruss, J.S., & Quesal, R.W. (2006). Overall Assessment of the Speaker`s Experience of Stuttering (OASES):
Documenting multiple outcomes in stuttering treatment. Journal of Fluency Disorders, 31, 90-115.